Wie Flug- und Höhenangst im Gehirn entstehen – und wie Hypnose helfen kann

Flug- und Höhenangst entstehen nicht aus dem Nichts. Sie sind das Resultat eines natürlichen Lernprozesses in Ihrem Gehirn – einer Art auto­matischem Überlebensprogramm.

Wie wird Angst gelernt?

Flug- und Höhenangst entstehen typischerweise durch klassische Konditionierung:

  1. Sie erleben einen neutralen Reiz (z. B. Flugzeug oder eine Höhensituation).
  2. Der neutrale Reiz wird einmal oder mehrfach mit einem unangenehmen Gefühl verbunden, z.B.:
    1. Sie spüren starke Angst bei Turbulenzen im Flieger oder beim Lesen über ein Flugzeugunglück;
    2. Sie stellen sich auf einem Turm, Berg oder Balkon vor hinunterzufallen und bekommen Angst. 
  3. Ihre Amygdala – die Alarmzentrale des Gehirns - lernt jetzt, dass der neutrale Reiz (also das Flugzeug oder die Höhensituation) Gefahr bedeuten.
  4. Von nun an verbindet Ihr Gehirn den neutralen Reiz mit Gefahr und reagiert mit Angst („Conditioned Stimulus“).

Flug- und Höhenangst entstehen also wenn das Gehirn einem neutralen Reiz und eine negative Emotion (Angst) miteinander verknüpfen.

Wichtig: 

  • Je mehr Sie über die Angst nachdenken und sie spüren, desto aktiver und stärker wird das neuronale Angstnetzwerk in Ihrem Gehirn.
  • Allein durch Erzählungen, Bilder oder intensive Vorstellungen kann Ihr Gehirn lernen, dass etwas gefährlich ist und dann mit Angst reagieren.

Wie hilft Hypnose?

Hypnose ist ein Werkzeug, um Verknüpfungen im Gehirn umzuschreiben:

  1. Im hypnotischen Zustand beruhigen sich Körper und Nervensystem – Stress und Alarmreaktionen treten in den Hintergrund.
  2. In diesem entspannten Zustand stellen Sie sich die angstauslösende Situation vor. Da Ihr Körper nicht gleichzeitig Ruhe und Angst spüren kann, erhält das Gehirn eine neue emotionale Erfahrungen:            Höhe/Fliegen fühlt sich sicher an.
  3. Ihr Gehirn beginnt die alte Angst-Verknüpfung umzuschreiben: Der Reiz ruft bei Ihnen jetzt nicht mehr automatisch Furcht hervor.
  4. Die neuen Erfahrungen werden in Gedächtnisnetzwerken verankert, sodass Sie auch später – in echten Situationen – auf dieses neue Gefühl von Sicherheit zurückgreifen können.

Die Effekte der Hypnose - neurowissenschaftlich erklärt

1. Hypnose reduziert Erregung und Stress

Hypnose reguliert das autonome Nervensystem: Sie senkt Aktivität des sympathischen Systems (Kampf-Flucht-Reaktion) und stärkt den parasympathischen Zweig (Ruhe, Entspannung). Studien zeigen, dass Hypnose physiologisch messbare Effekte hat – z. B. geringerer Herzschlag, ruhigere Hautleitfähigkeit etc. 

2. Sie verändert die Aktivität in Angstnetzwerken

In bildgebenden Studien wurde gezeigt, dass während Hypnose Bereiche, die mit Verarbeitung von Emotion und Selbstkontrolle zu tun haben, in ihrer Aktivität und Konnektivität verändert werden (z. B. präfrontaler Kortex, cinguläre Regionen). Diese Veränderungen ermöglichen es, dass neue emotionale Erfahrungen weniger gestört von alten Angstsignalen verarbeitet werden.

3. Hypnose fördert Extinktion & Umlernen

Extinction Learning ist der Prozess, bei dem eine ehemals gelernte Angstreaktion nach und nach abgeschwächt wird, wenn der konditionierte Reiz ohne die unangenehme Konsequenz wiederholt erlebt wird. 

Hypnose nutzt eine ähnliche Logik: Die Person erlebt (innerlich) die Situation, aber diesmal ohne Angst oder mit innerer Sicherheit. So kann das Gehirn lernen: Der Reiz ist nicht mehr zwangsläufig gefährlich.

4. Verstärkung durch Gedächtnisnetzwerke

Der Hippocampus und der präfrontale Kortex helfen dem Gehirn, neue „Sicherheits-Erlebnisse“ im Gedächtnis zu verankern – einschließlich des Kontexts, in dem sie auftreten. Das bedeutet: Wenn eine Person unter Hypnose in einer Flug- oder Höhensituation positive Erfahrungen machst, lernt das Gehirn, diese Sicherheit auch später abzurufen.